Wer sein Vermögen dauerhaft vor Inflation schützen und weiter aufbauen möchte, sollte sich nicht von Tagesnachrichten und meist kurzlebigen Stimmungen leiten lassen.
Die Kaufkraft unserer Währungen und die Entwicklung der Kapitalmärkte wie Aktien- oder Immobilienmärkte werden neben dem Verlauf der Weltwirtschaft vor allem von der langfristigen Zins- und Geldmengenentwicklung maßgeblich beeinflusst.
Die Analyse der übergeordneten Zusammenhänge und langfristigen Trends rund um das Thema Zinsen und Geldmenge ist ein wesentlicher Faktor für Ihren Anlageerfolg.
Anlegerinnen und Anleger, die sich in diesen Tagen für die kommenden Jahre richtig positionieren, haben gute Chancen, als Gewinner aus dieser Entwicklung hervorzugehen.
Am 15. August 1971 schaffte der damalige US-Präsident Richard Nixon zur Finanzierung des Vietnamkrieges den sogenannten Goldstandard ab. Von diesem Zeitpunkt an war es der amerikanischen Notenbank (FED) möglich, den US-Dollar nach Belieben zu vermehren, ohne jedes Mal Gold hinterlegen zu müssen. Die FED wie auch die Europäische Zentralbank EZB tun dies bis heute in riesigem Umfang:
Aktuell sind über 21 Billionen US-Dollar im Umlauf (Stand: 1. Januar 2023). Um 1900 waren es noch rund 7 Milliarden.
Fazit für Anlegerinnen und Anleger: Geld in Form von unendlich vermehrbaren Währungen wie Euro oder US-Dollar ist als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel zum Erhalt des Vermögens ungeeignet.
Entwicklung der Geldmenge M2 in den USA
Quelle: Statista
Die Analyse der Entwicklung der Staatsverschuldung in den USA und Europa zeigt, dass seit der Aufgabe des Goldstandards ein starker Anstieg der Verschuldung zu verzeichnen ist.
Die Bewältigung vieler Krisen und mangelnde Haushaltsdisziplin haben dazu geführt, dass die Verschuldung in den letzten 15 Jahren in vielen Ländern erheblich gestiegen ist.
Staatsverschuldung in Relation zum BIP
Quelle: Statista, tradingeconomics.com, Eurostat
Betrachtet man die langfristige Zinsentwicklung in den USA und Europa, so fällt sofort auf, dass die Zinsen in den letzten Jahrzehnten entgegen der Entwicklung der Staatsverschuldung kontinuierlich gesunken sind.
Der einfache Grund dafür ist, dass die stark gestiegene Schuldenlast die Staatshaushalte durch höhere Zinszahlungen enorm belastet hat. Inzwischen ist die Staatsverschuldung in den USA und vor allem in Europa so hoch, dass ein dauerhaft höheres Zinsniveau das Risiko eines Zahlungsausfalls einzelner Länder deutlich erhöhen würde.
Ein Staatsbankrott einer der größten Volkswirtschaften der Welt hätte unabsehbare Folgen für die Weltwirtschaft und das Finanzsystem und wird durch die Notenbanken mit allen verfügbaren Mitteln verhindert.
Die Folge: Die Notenbanken halten die Zinsen künstlich niedrig.
Dahinter steht die Hoffnung, den hoch verschuldeten Ländern zusätzliche Zeit zu verschaffen, die diese für Reformen nutzen können, um ihre Staatshaushalte so zu optimieren, dass die Verschuldungsquoten kontinuierlich gesenkt werden können.
Allerdings hat sich in den Jahren nach der Finanzkrise 2008/2009 bis heute das Gegenteil gezeigt: Die notwendigen Reformen blieben weitgehend aus.
Durch die Corona Krise und den damit einhergehenden Lockdowns und wirtschaftlichen Verwerfungen waren die Staaten erneut gezwungen, neue Schulden in nie dagewesener Höhe aufzunehmen, um die Bevölkerung und die Wirtschaft zu stützen.
Die Folge: Neue Rekordschuldenstände.
Die Aussichten auf eine Verringerung der Verschuldungsquoten in den betroffenen Ländern sind realistisch gesehen begrenzt. Denn die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass immer dann, wenn in einigen dieser Länder notwendige Reformen von den Regierenden angestoßen wurden, dies auf massiven Widerstand in der Bevölkerung stieß und manchmal auch Neuwahlen zur Folge hatte.
Daher schätzen wir das aus heutiger Sicht realistische Potenzial für eine baldige Rückführung der Staatsschuldenquoten in vielen der betroffenen Ländern als gering ein. Vor diesem Hintergrund rechnen wir mittel- bis langfristig mit einer Fortsetzung der Niedrigzinspolitik.
1. Enorme Preissteigerungen bei Sachwerten, die durch gigantische Vermögensverschiebungen verursacht werden.
Um der Inflation besser entgegenwirken zu können, haben institutionelle Anleger wie große Versicherungen, Pensionskassen oder Staatsfonds seit Beginn des Niedrigzinsumfeldes und der historisch hohen Geldvermehrung ihre Anlagestrategien angepasst und in den letzten Jahren gigantische Summen aus dem Zinsmarkt abgezogen und in Sachwerte wie Aktien oder Immobilien investiert. Einzelne Immobilien reichen dabei längst nicht mehr aus. Um die enormen Summen unterzubringen, kaufen Versicherungen mittlerweile ganze Straßenzüge auf.
Hinzu kommt ein großer Teil der von den Notenbanken billigst geschaffenen Euros und Dollars, die ebenfalls ohne Umweg über die Realwirtschaft direkt in Sachwerte wie Aktien und Immobilien fließen.
2. Geld verliert Kaufkraft
Anleger, die große Teile ihres Vermögens dauerhaft in Geld oder niedrig verzinsten Zinspapieren halten, verlieren nach und nach an Kaufkraft. Je größer die Differenz zwischen Zins und Inflation, desto höher der Verlust.
3. Entwertung von Krediten
Die nominale Höhe der Kredite bleibt zwar gleich, weil auch sie in Geld, also in Euro oder US-Dollar, notiert sind. Dennoch verlieren die Kredite an Wert, weil auch sie durch die Inflation entwertet werden. Das heißt, dass verschuldete Personen, Unternehmen oder Staaten an dieser Stelle einen Nutzen aus der Inflation ziehen.
Fazit: Wer sein Geld weiterhin in niedrig verzinsten Spar- oder Zinspapieren hält, verliert durch die Inflation an Kaufkraft und hoch verschuldete Staaten oder verschuldete Unternehmen beziehungsweise Privatpersonen gewinnen an dieser Stelle, weil ihre Schulden abgewertet werden.
Wer zum Beispiel eine Baufinanzierung für den Erwerb einer Immobilie, also eines Sachwertes, aufgenommen hat, profitiert in doppelter Hinsicht.
Die hohe Inflation in den USA und Europa zwingt die Notenbanken vorübergehend zu einem Kurswechsel. Die Notenbanken argumentieren, dass eine zu hohe Inflation allen Marktteilnehmern gleichermaßen schadet.
Daher geben sie der Inflationsbekämpfung vorübergehend den Vorrang vor den Problemen durch höhere Finanzierungskosten der Staatsschulden.
Zwar werden wieder Zinsen gezahlt. Diese liegen aber deutlich unter der Inflationsrate. Der Realzins, also der Zins abzüglich der Inflation, ist also negativ. Er ist sogar derzeit so negativ wie noch nie zuvor in den letzten zehn Jahren.
Der Blick nach Japan könnte für uns ein Blick in die Zukunft sein. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt hat derzeit mit rund 230 Prozent die höchste Staatsschuldenquote aller Industrieländer. Der Leitzins liegt seit 1995 konstant nahe null Prozent.
Da die Staatsverschuldung in vielen Ländern nach wie vor sehr hoch ist, gehen wir davon aus, dass die Notenbanken in den USA und Europa nach erfolgreicher Bekämpfung der Inflation die Zinsen wieder senken und damit für eine Entspannung der Staatshaushalte sorgen werden.
Aufgrund der in den USA und Europa anhaltend hohen negativen Realrendite für Anlagen am Zinsmarkt gehen wir davon aus, dass es keine nachhaltige, sondern allenfalls eine temporäre Kapitalverschiebung in Zinsanlagen geben wird.
Daher und aufgrund der langfristig guten Perspektiven für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft sehen wir die aktuellen Unsicherheiten an den Aktienmärkten mittel- bis langfristig als sehr günstige Einstiegsgelegenheit.